“Die schlimmen Zeiten sind nicht vorbei”: Jüdisches Leben in Nachkriegsgriechenland, 1944-1949
Projektdaten
Dauer | 1.12.2021-1.12.2024 |
Leitung | Prof. Dr. Marie-Janine Calic |
Mitarbeiterin | Dr. Anna Maria Droumpouki |
Förderung | Deutsche Forschungsgemeinschaft |
Projektbeschreibung
Trotz der Internationalisierung der Holocaust-Studien bleibt in Griechenland selbst die Forschung prinzipiell vom nationalen Rahmen definiert. Die historiografischen und erinnerungskulturellen Vorhaben sind noch immer von einer weitgehenden Vernachlässigung bestimmter Themen gekennzeichnet und sehen sich mit zwei Problemen konfrontiert: erstens werden in Griechenland selbst immer noch bestimmte Themenfelder ausgespart und bleiben unberücksichtigt. Wenig Berücksichtigung finden bisher etwa die vielfältigen und sich von anderen Häftlings- und Herkunftsgruppen unterscheidenden Erfahrungen der griechischen Juden in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern, oder die jüdischen Fluchtwege nach Afrika, Zypern und in den Nahen Osten, die Lage griechischer Jüdinnen und Juden in den Displaced Persons-Lagern in Deutschland und Österreich und die Begebenheiten ihres Repatriierungsprozesses. Zweitens finden die Forschungsergebnisse aus Griechenland fast nie Eingang in den internationalen Diskurs, was zur Folge hat, dass Griechenland noch immer auf internationale Forschungsebene unterrepräsentiert bleibt und auch in der deutschen Forschungslandschaft wenig Beachtung findet. Das Projekt wird einen umfassenden Überblick über den Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinden in Griechenland nach dem Krieg und die diversen Lebensumstände bzw. räumliche Gegebenheiten der Überlebenden bieten. Mit Hilfe archivalischer, literarischer und autobiographischer Quellen in Deutschland, Griechenland, Israel, Schweiz und in den USA werden die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umstände nach dem Holocaust in Griechenland untersucht, die die Entscheidung der Überlebenden bestimmt haben, in der Zeit nach dem Holocaust ein neues Leben zu beginnen.
The project seeks to offer a comprehensive examination of Greek-Jewish life after the end of the Second World War in 1945 and throughout the first phase of the post-Holocaust rehabilitation and reconstruction of Greek Jewry. By making incisive use of a wide array of archival sources held in Germany, Greece, Israel, Switzerland and the USΑ, of the manifold survivors’ audio visual and in-print testimonies, and the burgeoning scholarly literature on post-war Jewish rehabilitation, the project aims to follow the traces of Greek-Jewish survivors, from the liberation of Greece (October 1944) to the liberation of the camps and the first period of community reconstruction in 1945-1949. By collecting and processing all existing quantitative data, the project will discuss the diversity of wartime experiences – in the death camps, in hiding and the Resistance in Greece, as refugees in the Middle East –, as well as demographics, social and economic status, gender and age distribution, and political tendencies (e.g. Zionists, Leftists) and will also describe in detail the activities of international organizations and domestic Greek-Jewish institutions, such as the Central Board of Jewish Communities of Greece (KIS) and the Organisation for the Relief and Rehabilitation of the Jews of Greece (OPAIE), vis-à-vis reconstruction, rehabilitation, emigration and reparations throughout the 1940s, in order to carefully identify and analyse the circumstances that conditioned the post-war Jewish life in Greece.