Geschichte Osteuropas und Südosteuropas
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Dissertationsprojekt

Homines sovietici? Die Deutschen und andere nationale Minderheiten in der Sowjetunion nach 1956.

Das vorliegende Projekt ist ein Beitrag zur sowjetischen Geschichte. Es untersucht die Sowjetisierungsprozesse im Späten Sozialismus in Zentralasien am Beispiel der deutschen Minderheit. Ausgehend von den traumatischen Erfahrungen der Deportierten im Zuge der Mobilmachung in die sogenannte Arbeitsarmee und dem Freiheitsentzug unter dem Sondersiedlerstatus geht das Projekt der Frage nach, wie sich die Re-Integration der Deutschen in den Sowjetstaat und damit die Normalisierung der individuellen Lebensverläufe nach 1956 vollzog. Beantwortet wird diese Frage zum einen durch die Analyse von archivalischen Quellen, die Einblicke in politische und wirtschaftliche Entscheidungen in Moskau, Almaty, Bischkek und Taschkent geben. Kombiniert wird diese Herangehensweise mit dem biografischen Ansatz, der auf lebensweltlicher Ebene den Nachvollzug von individuellen Coping- und Adaptationsstrategien bei unterschiedlichen Generationen von Deutschen erlaubt. Leitend für beide Zugänge ist die Überlegung, ob und wie die staatlich gelenkten Sozialisationsprozesse in der Sowjetunion nationale und kulturelle Zugehörigkeiten überdeckten und Verhalten und Einstellungen determinierten, die zusammengefasst als sowjetische Prägung oder das gewünschte Endprodukt, советские люди / homines sovietici, bezeichnet werden. Ziel der Arbeit ist es, ein besseres Verständnis der „vergessenen Jahrzehnte“ der Geschichte der Deutschen in der Sowjetunion zu erlangen und für die Eigenart der heute größtenteils in Deutschland lebenden Deutschen aus Zentralasien zu sensibilisieren.