Geschichte Osteuropas und Südosteuropas
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Geschichte Ost- und Südosteuropas im Master

Zwei Möglichkeiten: Elitestudiengang Osteuropastudien und Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte

Für die Phase des Masterstudiengangs bietet die LMU zwei attraktive Studiengänge im Bereich der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung zum östlichen Europa an: den Elitestudiengang Osteuropastudien und den Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte im neuen Master Geschichte. Während der Elitestudiengang Osteuropastudien verschiedene Fächer mit Osteuropabezug (Osteuropäische Geschichte, Slavistik, Politikwissenschaft etc.) kombiniert, stellt der Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte im neuen Master Geschichte das geschichtswissenschaftliche Studium ganz in den Vordergrund.

Informationen zum Elitestudiengang Osteuropastudien finden Sie hier.

Im Folgenden wird der Schwerpunkt „Ost- und Südosteuropäische Geschichte“ im neuen Master Geschichte vorgestellt:

Einleitung

Der Bedarf an historischem Wissen über Ost- und Südosteuropa ist immens. Fast alle tagesaktuellen Themen berühren Fragen, die sich aus der Kenntnis der Geschichte Ost- und Südosteuropas besser beantworten lassen: die globale Krise der Demokratie, Migration in und aus Europa, die Spannungen in der internationalen Politik zwischen „Ost“ und „West“ oder die Neuauslotung der Beziehungen zwischen der Europäischen Union, Amerika, Russland und China. Der Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte im Masterstudiengang Geschichte bietet ein inhaltlich und chronologisch weit gespanntes, methodisch und theoretisch reflektiertes Studienprogramm.

Inhalt

Das Profil des Fachs „Ost- und Südosteuropäische Geschichte“ an der LMU München ist im deutschsprachigen Raum hinsichtlich seiner zeitlichen und räumlichen Breite einzigartig. Durch das Lehr- und Forschungsprofil von insgesamt vier Professuren ermöglicht der Schwerpunkt das Studium von Themen, deren Zeitspanne vom Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart reicht. Regional gesehen vermittelt er Expertise zu Ostmitteleuropa, Südosteuropa, Russland und den Zusammenhängen der osteuropäischen und asiatischen Geschichte. Der Lehrstuhl von Prof. Dr. Martin Schulze Wessel hat seinen regionalen und epochalen Fokus in der Geschichte Osteuropas (besonders Russland bzw. Sowjetunion, Ukraine) sowie Ostmitteleuropas (besonders Tschechien, Slowakei und Polen) vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Zu den thematischen Schwerpunkten zählen die Geschichte von Imperien, Erinnerungsgeschichte, transnationale Austauschbeziehungen zwischen „Ost“ und „West“, soziale Bewegungen sowie die Religionsgeschichte Ost- und Mitteleuropas. Prof. Dr. Andreas Renner hat den Lehrstuhl für Russland-Asien-Studien inne, dessen Fokus auf den vielfältigen Austauschbeziehungen zwischen Russland bzw. der Sowjetunion und Asien in der Neuzeit liegt. In Forschung und Lehre gilt der Verflechtungsgeschichte Eurasiens, der Wissenschafts- und Medizingeschichte, den russisch-japanischen Beziehungsgeschichte und der Geschichte des Nordpazifik besonderes Interesse. Die Professur für die Geschichte Südosteuropas von Prof. Dr. Marie-Janine Calic widmet sich der Geschichte des südöstlichen Europas in globaler Perspektive von der Antike bis zur Gegenwart und hier besonders der Konflikt- und Kulturgeschichte, der europäischen Balkanpolitik und dem Zerfall Jugoslawiens zu Beginn der 1990er Jahre. Sie zeichnet sich außerdem in der Lehre mit regelmäßigen Veranstaltungen zur Politikberatung durch ihren Praxisbezug aus. Prof. Dr. Julia Herzbergs Professur vertritt in München die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte des östlichen Europas, insbesondere Russlands. Sie befasst sich unter anderem mit Fragen der Umwelt-, Technik- und Wissensgeschichte, der Autobiographieforschung, religiösen Praktiken und der Aufklärung im Russischen Reich.

Ein leitender Gesichtspunkt des Studienprogramms ist es, die Region Ost- und Südosteuropa nicht isoliert zu betrachten, sondern in ihren Zusammenhängen mit der gesamteuropäischen, asiatischen und auch amerikanischen Geschichte. Wie vollzog sich Russlands Transformation zur europäischen Großmacht im 17. und 18. Jahrhundert? Was waren die Folgen der Aufklärung für Russland und inwieweit lassen sich im 19. und 20. Jahrhundert Traditionen aufgeklärter Politik erkennen? Was hielt Imperien in Ost- und Mitteleuropa im 19. Jahrhundert zusammen? Inwiefern unterschieden sich die Vielvölkerreiche der Habsburger, der Romanovs, der Osmanen vom französischen Kolonialreich oder vom British Empire, inwiefern wiesen sie strukturelle Ähnlichkeiten auf? Wie verorteten sich die Eliten des Russischen Reiches zwischen Asien und Europa? Wie wirkte sich der Kalte Krieg zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika in Europa, aber auch in Ostasien aus?

Fragen, die im Schwerpunkt gestellt werden, sind von unmittelbarer Relevanz für das Verständnis der Gegenwart: War der Weg zur autoritären Regierung Vladimir Putins in Russland schon nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 vorgezeichnet? Warum rehabilitiert Putin in den letzten Jahren Herrscherfiguren wie Ivan, den „Schrecklichen“, der seit dem 16. Jahrhundert in Westeuropa Inbegriff eines grausamen Herrschers ist? Warum führte die Desintegration Jugoslawiens zu Gewalt und Krieg? Warum werden der Zweite Weltkrieg und der Holocaust in Europa so unterschiedlich erinnert? Welche Erinnerungskulturen konkurrieren in Russland, der Ukraine, Polen und dem Baltikum und wie verhalten sich diese zur Erinnerung an die NS-Herrschaft und den Zweiten Weltkrieg in Deutschland? Welche Zukunftsvorstellungen hatten die Protestierenden in Prag im Jahr 1968 bevor der Einmarsch der Sowjetunion in der Tschechoslowakei Ideen von einem besseren Sozialismus zerstörte? Mit diesen und ähnlichen Fragen schlägt der Schwerpunkt sowohl Brücken innerhalb der historischen Wissenschaften, etwa zur Global- und Zeitgeschichte, als auch zu anderen Disziplinen wie der Politikwissenschaft und Regionalwissenschaften wie der Amerikanistik und der Japanologie. Entsprechend werden gemeinsame Lehrveranstaltungen mit Lehrenden aus diesen Fachbereichen angeboten.

Das Schwerpunktstudium der Ost- und Südosteuropäischen Geschichte im Master verfügt außerdem über ein dichtes Netzwerk internationaler Kooperationspartner. Dies ermöglicht Ihnen das Absolvieren eines Austauschsemesters an Universitäten vor allem im östlichen und südöstlichen Europa (u.a. Karls-Universität Prag, Universität Poznań, Higher School of Economics Moskau und Petersburg, CEU Budapest), aber auch am University College London, der University of Cambridge und der University of California, Berkeley und der Hankuk University of Foreign Studies in Seoul.

In das Lehrprogramm sind regelmäßig Exkursionen in das östliche und südöstliche Europa integriert. In den vorangegangenen Semestern führte dies Studierende zum Beispiel nach St. Petersburg, Kirgisien, Warschau, Danzig, Prag, Kyiv, Istanbul und Belgrad.

Forschungsorientierung

Der Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte will Studierende zu einem möglichst frühen Zeitpunkt an die Forschung und die für ihre Themen wichtige Literatur und Archivquellen heranführen. Während des Studiums der Geschichte Ost- und Südosteuropas in München können Sie dafür auf eine exzellente Bibliothekssituation zurückgreifen. Neben der Fachbibliothek des Historischen Seminars bietet vor allem die Bayerische Staatsbibliothek einen einzigartigen Fundus an Forschungsliteratur zum östlichen Europa. Die Bibliothek leitet den deutschlandweit einzigen Fachinformationsdienst Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa, zu dem auch weithin ungenutzte fotografierte Archivalien zur Geschichte Ost- und Südosteuropas aus zahlreichen internationalen Archiven wie z.B. dem Hoover Archive zählen. Der Schwerpunkt profitiert außerdem von der Zusammenarbeit mit der an der LMU und der Universität Regensburg angesiedelten Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Einrichtungen der LMU wie dem Rachel Carson Center for Environment and Society (RCC) sowie selbständigen Forschungsinstituten in München wie dem Collegium Carolinum (CC), in dem die Geschichte Tschechiens und der Slowakei erforscht wird, und dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), die jeweils über umfangreiche Literatur- und Archivsammlungen verfügen. Außerdem kooperiert der Schwerpunkt mit dem Bukowina Institut der Universität Augsburg und dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropastudien (IOS) in Regensburg.

Ziele und Berufsorientierung

Der Masterschwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte wendet sich an Studierende, die für das intensive Studium der Geschichte dieser Region Interesse mitbringen. Die Studienrichtung vermittelt interkulturelle Kompetenzen und befähigt dazu, komplexe Probleme der Gegenwart mit der notwendigen historischen Tiefenschärfe zu analysieren. Mit dem Schwerpunktstudium der Ost- und Südosteuropäischen Geschichte im Master Geschichte gewinnen die Studierenden Kenntnisse zu Regionen und Ländern, über die in Deutschland und Westeuropa Halbwissen und Stereotypen nach wie vor weit verbreitet sind. Absolventen des Schwerpunkts erwerben Kompetenzen, die in Medien, Wirtschaft, Politik und in der Kulturarbeit gebraucht werden.

Von dem Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte im Master Geschichte führen mögliche Wege in eine Promotion oder auch in außerakademische Berufsfelder in den Bereichen Kommunikation und Medien, Politik und Politikberatung, Auswärtiger Dienst, Internationale Organisationen, Wissenschaftsmanagement, bildungspädagogische Einrichtungen, Stiftungen, wissenschaftlicher Archiv- und Bibliotheksdienst u.v.m.

Studium

Das Studium ist einschließlich der Erstellung der Masterarbeit auf vier Semester angelegt und schließt mit der Verleihung des akademischen Grades „Master of Arts“. Der Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte wird in einem Zusatzzertifikat ausgewiesen.

Masterstudierende mit Schwerpunkt Ost- und Südosteuropäische Geschichte wählen aus einem breiten Angebot drei differenzierte Aufbaumodule und Übungen unterschiedlichen methodischen und theoretischen Zuschnitts (Übungen zu „Aktuellen Forschungsfeldern“, „Quellenanalyse und Quellenkritik“, „Konzepte und Theorien“, „Medien und Geschichte“). Ein eigener Masterkurs begleitet die Erstellung der Masterarbeit.

Wahlweise können Praxisschwerpunkte mit Forschungsbezug kombiniert oder ein interdisziplinäres Lehrangebot der LMU (Geistes- und Sozialwissenschaftlicher Profilbereich) genutzt werden, etwa um bisherige Studienfächer zu vertiefen oder neue Perspektiven zu gewinnen.

Nähere Informationen hierzu finden sich im modifizierten „Leitfaden für Studierende“ oder in der Studienberatung des Historischen Seminars (beides siehe Homepage).